«Wir haben das weitaus beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erreicht – mit einem operativen EBIT von CHF 32 Millionen konnten wir das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2019 um über 36 Prozent übertreffen.»
Markus Bernhard, CEO
MOBILEZONE HAT DAS VERGANGENE GESCHÄFTSJAHR 2020 SEHR ZUFRIEDENSTELLEND ABGESCHLOSSEN. WELCHE BILANZ ZIEHEN SIE FÜR DAS 1. HALBJAHR 2021 – KONNTEN SIE DEN SCHWUNG MITNEHMEN?
Ja, wir konnten den Schwung mehr als mitnehmen. Wir haben das weitaus beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erreicht – mit einem operativen EBIT von CHF 32 Millionen konnten wir das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2019 um über 36 Prozent übertreffen. Wir haben im ersten Halbjahr ausgezeichnet gearbeitet und alle unsere Erwartungen sowie auch die Schätzungen der Analysten weit übertroffen – und dies trotz der Einschränkungen durch den coronabedingten Lockdown in Deutschland und teilweise auch in der Schweiz. Synergien sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Kostenseite in Deutschland aus der mittlerweile abgeschlossenen Restrukturierung konnten bereits umgesetzt und genutzt werden. Strategische Ziele, die wir uns gesetzt haben, konnten wir erreichen.
Den Anteil der wiederkehrenden Einkünfte im Bereich Fleet Management, Device as a Service und Service-Abo konnten wir weiter ausbauen.
Und mit TalkTalk, unserem hauseigenen Schweizer MVNO-Anbieter (Mobile Virtual Network Operator), konnten wir im Bereich der Postpaid-SIM-Karten über 8'000 Neukunden gewinnen (1. Halbjahr 2020: 4'000 Neukunden). Dies ist eine Steigerung von 100 Prozent. Im Bereich der Postpaid-SIM-Karten konnte die Kundenzahl auf 36‘100 (31.12.2020: 31‘300) oder um 15 Prozent gesteigert werden.
Der Umsatz beim deutschen MVNO HIGH beträgt CHF 8.5 Mio. (Vorjahr: CHF 6.5 Mio. mit einem Kundenbestand 64'000 (31.12.2020: 54'000). Dieser konnte um 18 Prozent erhöht werden.
MOBILEZONE HAT ANGEKÜNDIGT, IM LAUFENDEN GESCHÄFTSJAHR EIN EBIT VON 61 BIS 66 MILLIONEN ZU ERZIELEN. SIND SIE AUF KURS, DIESES ZIEL ZU ERREICHEN?
Wir sind sogar mehr als auf Kurs. Wir haben alle unsere Erwartungen für das erste Halbjahr klar übertroffen. Im März 2021 hatten wir unsere EBIT-Erwartungen für das Geschäftsjahr 2021 von CHF 61 bis 66 Millionen bestätigt. Aufgrund der erzielten Halbjahresergebnisse erhöhen wir unsere EBIT-Guidance um CHF 6 Millionen auf neu CHF 67 bis 72 Millionen. Wir nutzen im Weiteren das Momentum und investieren mehr in die Neukundengewinnung für TalkTalk und die E-Commerce-Technologie; deshalb erhöhen wir unsere Capex-Prognose für das Jahr 2021 auf CHF 15 Millionen zugunsten eines schnelleren Umsatzwachstums in diesen Bereichen.
KÖNNEN SIE EINEN AUSBLICK GEBEN, WOHIN DIE REISE DER GRUPPE BIS ENDE DES JAHRES 2021 GEHEN WIRD?
Übergreifend gesagt investieren wir in Neukunden, Mitarbeitende, Technologie und Marketing. Das Thema E-Commerce wird ein strategischer Schwerpunkt in der Schweiz, aber auch in Deutschland sein wo wir mit pricezilla.de mit dem Erreichen von CHF 20 Millionen Umsatz im Jahr 2021 grosse Ambitionen haben. Die Investition in diese neue E-Commerce-Plattform wird bis im Jahr 2022 kumuliert rund CHF 7 Millionen betragen. In der Schweiz haben wir bereits insbesondere in die personelle Besetzung im Bereich E-Commerce investiert und werden da weiterhin das Tempo erhöhen. Unter dem Projektnamen «Digital Growth» in der Schweiz sind insbesondere die verbesserte Online-Präsenz von TalkTalk, aber auch von mobilezone.ch zusammengefasst.
Diese Investitionen in zukünftiges Wachstum werden durch die sehr guten Geschäftsergebnisse überhaupt erst möglich, indem die notwendigen Ressourcen für die Umsetzung der digitalen Massnahmen frei werden.
Bei der Neugestaltung der Shops in der Schweiz sind wir auf Kurs: Um den Kunden auch weiterhin ein optimales Einkaufserlebnis zu ermöglichen, werden bis 2022 alle mobilezone Shops im neusten Shop-Layout umgebaut und renoviert sowie weitere Shop-in-Shop-Konzepte umgesetzt.
WAS PLANEN SIE FÜR DIE MOBILEZONE GRUPPE FÜR DAS 2. HALBJAHR 2021?
Den positiven Schwung haben wir mitgenommen und sind überzeugt, dass die gute Performance auch im zweiten Halbjahr anhalten wird – insbesondere auch im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft.
Wir werden voraussichtlich das weitaus beste Unternehmensergebnis der Geschichte erreichen. Das bestehende Geschäft wollen wir konsolidieren und in den einzelnen Bereichen noch stärker werden. Erfahrungsgemäss ist das zweite Halbjahr saisonbedingt, wegen neuen Produkten von Apple und dem Weihnachtsgeschäft im Retail, jeweils einträglicher als das erste Halbjahr.
WIE SIND SIE MIT DEN SCHWEIZER GESELLSCHAFTEN INS NEUE JAHR GESTARTET UND WELCHE BILANZ ZIEHEN SIE?
Wir haben gut gearbeitet. Bedingt durch den Lockdown hatten wir insgesamt weniger Zutritte in den Shops – über die letzten sechs Monate hatten wir im Vergleich zum Jahr 2019 rund 15 Prozent weniger Zutritte. Trotz der nicht optimalen Rahmenbedingungen ist das Geschäft sehr gut gelaufen. Dies war nicht zuletzt auch aufgrund motivierter Mitarbeitender möglich.
Im Geschäftskundenbereich bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, indem sie ihren Mitarbeitenden Mobilabos, Geräte und Zubehör zu attraktiven Konditionen zugänglich machen können. Dies geschieht mittels massgeschneiderten Kundenplattformen. Über diese Plattformen konnten wir im 1. Halbjahr 2021 das Volumen steigern, weil die Mitarbeitenden unserer Kunden äusserst kauffreudig waren. Weiterhin haben wir zusätzliche Geschäftskunden gewonnen und konnten so ebenfalls Abschlüsse steigern.
Die wiederkehrenden Einkünfte im Service- Geschäft konnten wir per Ende Juni 2021 auf CHF 4.2 Mio. erhöhen.
Sehr zufrieden sind wir mit den 8‘000 Kunden, die wir mit TalkTalk gewinnen konnten.
SIE HABEN IMMER WIEDER DIE STRATEGISCHE WICHTIGKEIT DES REPARATURGESCHÄFTS IN DER SCHWEIZ BETONT, BEISPIELSWEISE HINSICHTLICH DER WIEDERAUFBEREITUNG VON GERÄTEN FÜR DIE MARKE «JUSIT». WELCHE HALBJAHRESBILANZ ZIEHEN SIE FÜR DAS REPARATURGESCHÄFT?
Wir bieten unseren Kunden ein komplettes Angebot rund um Smartphones, Zubehör, Wearables, Abos und Services an. Da ist es nur logisch, dass wir auch die Reparatur ihrer Geräte als Dienstleistung anbieten und so unser Angebot komplettieren. Neben Reparaturen für Privat- und Firmenkunden hat das Reparaturgeschäft aber auch im Bereich Wiederaufbereitung von gebrauchten Smartphones für unsere Marke «jusit» Bedeutung erlangt. Auch hier decken wir das Angebot von A bis Z selber ab: Wir kaufen die gebrauchten Geräte in unseren Shops zurück, lassen sie durch unsere von den Herstellern zertifizierten eigenen Techniker prüfen und instand setzen und verkaufen sie anschliessend online unter jusit.ch sowie in elf ausgewählten mobilezone Shops schweizweit. Zwischen März und Juli 2021 haben wir in unseren Shops eine erfolgreiche Rückkaufaktion gebrauchter Geräte durchgeführt. Mit «jusit» sind wir auf allen Verkaufskanälen gut unterwegs und können die Erwartungen erfüllen.
Die Reparaturen werden von unserer Tochtergesellschaft mobiletouch im zürcherischen Zweidlen durchgeführt. Im Sinne eines zentralen Service Hubs wird die gesamte Belegschaft im ersten Quartal 2022 nach Rotkreuz umziehen, zusammen mit unserem Zentrallager in Regensdorf. Neben der Schaffung von rund 100 Arbeitsplätzen in der Region Zug ermöglicht uns der Umzug erhebliche Synergien bei den Prozessen sowie die Etablierung und Verankerung einer übergreifenden Unternehmenskultur.
SIE HABEN DIE MARKE «JUSIT» FÜR GEBRAUCHTE SMARTPHONES BEREITS ANGESPROCHEN. KÖNNEN SIE SAGEN, WIE SICH DAS GESCHÄFT MIT DEN GEBRAUCHTEN SMARTPHONES ENTWICKELT?
Die Nachfrage nach gebrauchten Smartphones ist da. Wir vertreiben sie in erster Linie über unsere eigenen Kanäle, online über get-jusit.ch sowie in ausgewählten mobilezone Shops in der ganzen Schweiz. Wir konnten zudem für den Vertrieb weitere relevante Vertriebspartner gewinnen. Wir sind auf gutem Weg, unsere Ziele zu erreichen.
Das Thema Smartphone-Kreislauf ist eines von vier Fokusthemen unserer Nachhaltigkeitsstrategie und damit ein entsprechend wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells.
WAS DÜRFEN WIR IM BEREICH DER GEBRAUCHTEN SMARTPHONES IN NÄCHSTER ZEIT ERWARTEN?
Wir möchten unsere Produkte mit der Priorität online verkaufen. Daneben planen wir einen sieben Tage geöffneten Shop in der Autobahnraststätte Würenlos inklusive Werkstätte. Und wir möchten das Service-Geschäft auch für gebrauchte Smartphones stärken.
WAR IHRE ZUVERSICHTLICHE EINSCHÄTZUNG RICHTIG, DASS SICH DAS DEUTSCHLANDGESCHÄFT AB FRÜHLING 2021 ERHOLEN WIRD, GERADE NACH DEM NICHT GANZ SO ZUFRIEDENSTELLENDEN EBIT VON CHF 12 MILLIONEN IM GESCHÄFTSJAHR 2020 (2019: CHF 29 MILLIONEN)?
Die Restrukturierung haben wir mit dem Verkauf des Grosshandelsgeschäfts, der einsAmobile, an deren Gründer abgeschlossen. Die Synergien greifen mit mehr als EUR 5 Mio. pro Jahr. Das deutsche Geschäft ist jetzt sehr gut aufgestellt und hat im ersten Halbjahr mit einem EBIT-Beitrag von CHF 17 Millionen positiv überrascht. Dies, obwohl im ersten Halbjahr der indirekte B2B-Vertrieb noch vom coronabedingten Lockdown stark betroffen war. Seit der Wiedereröffnung der Läden der Fachhandelspartner von mobilezone Handel entwickelt sich auch hier der Absatz positiv. Im indirekten Online-Geschäft sind wir mit den Marken sparhandy.de und deinhandy.de und dem Homeshopping-Sender handystar.de die klare Nummer 1, mit sehr grossem Abstand zum nächsten Mitbewerber. Unsere Marktposition in Deutschland konnten wir leicht verbessern und es ist uns gelungen, unsere Margen im Online-Vertragsgeschäft um 15 Prozent zu erhöhen.
IM NOVEMBER 2020 HABEN SIE PRICEZILLA.DE LANCIERT. MIT DER PLATTFORM RUND UM MOBILFUNK UND KONNEKTIVITÄT WOLLEN SIE NEUE KUNDENGRUPPEN ERSCHLIESSEN. WIE LÄUFT DAS GESCHÄFT?
pricezilla.de ist das erste «Produkt» basierend auf unserer neuen IT-Technologie. Die ersten Monate sind erfolgreich angelaufen, wobei der Fokus in dieser Startphase nicht die Maximierung des Absatzes, sondern der Test von Prozessen und Abläufen ist. Die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden messen wir unter anderem über die Bewertungen auf der Kundenbewertungsplattform «Trust Pilot»: 96 Prozent bewerten ihre Bestellung mit der Höchstpunktzahl. Um als Marke akzeptiert zu werden und um bei den Kunden Vertrauen zu schaffen, sodass sie wiederkommen, braucht es eine kritische Masse an positiven Kundenrückmeldungen. Mit pricezilla.de haben wir einen guten Schritt in diese Richtung gemacht. Weiterhin war diese Anfangsphase auch wichtig, um die neuen Prozesse zu testen und weiter zu optimieren.
Im zweiten Halbjahr stehen noch einige technische Innovationen an und pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wollen wir dann die Umsätze hochfahren und skalieren.
WERFEN WIR EINEN BLICK VORAUS AUF DAS ENDE DES JAHRES: WOHIN GEHT DIE REISE FÜR MOBILEZONE DEUTSCHLAND IM ZWEITEN HALBJAHR 2021?
Die neuen iPhones, die traditionell im Herbst herauskommen, sowie die Weihnachtssaison mit dem «Black Friday» wirken sich erfahrungsgemäss positiv auf die Absätze aus. Wir hoffen, dass sich die zunehmende Knappheit von Smartphones in den letzten Wochen, als Folge der weltweit angespannten Chip- Verfügbarkeit, schnellstmöglich wieder legen wird. Wir gehen davon aus, dass es keine erneuten coronabedingten Einschränkungen für den stationären Handel in den Wintermonaten geben wird. Ähnlich wie für die Schweiz rechnen wir auch für Deutschland mit einem guten zweiten Halbjahr 2021.