«Im letzten Jahr haben wir die Deckungsbeiträge um rund 15 Prozent steigern können. Im laufenden Jahr erwarten wir eine weitere
Steigerung pro Vertrag.»
Wilke Stroman, CEO Deutschland
Für alle Neuaktionäre von mobilezone: Was ist Ihr Geschäftsmodell
beziehungsweise Ihr Erfolgsrezept in Deutschland?
Wir vermitteln für die Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica sowie 1&1 Mobilfunkverträge und kombinieren diese mit den Top-Handys der Hersteller Apple, Samsung und Co. Dabei sind wir für unsere Partner meist der grösste Wiederverkäufer. Diese Kombination oder «Bundling» erlaubt es uns, sehr attraktive Angebote für unsere Kunden zu designen. Ausserdem haben wir unseren Vertrieb früh, vor mehr als 20 Jahren, auf das Internet konzentriert und sind daher mit unseren Portalen Sparhandy und Deinhandy marktführend.
Darüber hinaus vermitteln selbstständige Händler mit verschiedenen Shop-Formaten unsere Mobilfunkverträge. Anders als in der Schweiz betreiben wir in Deutschland keine eigenen physischen Shops.
Welche Bilanz ziehen Sie für mobilezone Deutschland im ersten Halbjahr?
Eine sehr gute. Wir haben die gesteckten Ziele allesamt übertroffen: Sowohl die Absatzzahlen als auch die Umsätze und das Ergebnis liegen nach sechs Monaten über Plan.
Mit einem EBIT von CHF 20 Mio. konnten Sie das sehr gute Vorjahr mit 19 Prozent übertreffen. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung und was erwarten Sie für das zweite Halbjahr?
Wir sind mit dem Schwung des überaus erfolgreichen vierten Quartals 2021 gestartet und konnten Absatzzahlen auf Rekordniveau verzeichnen. Im B2B-Vertrieb haben wir davon profitiert, dass es im Jahr 2022 bisher weit geringere Corona-Restriktionen gab. Mit Blick auf den Vertrieb waren wir in allen Geschäftsbereichen erfolgreich. Wir hoffen, dass wir auch im zweiten Halbjahr ähnlich erfolgreich sein können. Das zweite Halbjahr hat traditionell die höhere Wettbewerbsintensität, beispielsweise durch die Aktionen rund um den Black Friday. Gleichzeitig ergeben sich auch mehr Vertriebschancen. Wir sind also optimistisch, dass
wir das zweite Halbjahr ähnlich erfolgreich gestalten können.
Wo lagen die Herausforderungen für mobilezone Deutschland im vergangenen 1. Halbjahr 2022?
Mit Jens Barth und Thorsten Fluck haben zwei Mitglieder der deutschen Geschäftsleitung, wie im Herbst 2021 angekündigt, das Unternehmen im 1. Halbjahr verlassen. Glücklicherweise konnten wir bereits Ende 2021 für unsere Geschäftsführung zwei absolute
Schwergewichte aus der Branche gewinnen. Mit Mathias Sieg für das Online-Geschäft und Sascha Hancke für den Einkauf haben wir uns gut aufgestellt. Mathias Sieg ist bereits seit Anfang April 2022 an Bord, Sascha Hancke hat zum 1. August 2022 seine Tätigkeit aufgenommen. Die neue Geschäftsleitung ist seit Mai 2022 in der Verantwortung, mit positiven Auswirkungen auf den betrieblichen Alltag.
Nach zwei Jahren Pandemie hatten wir die Herausforderung, die Mitarbeitenden vom Homeoffice zurück ins Büro zu holen. Im März 2022 wurde die Homeoffice-Pflicht in Deutschland glücklicherweise aufgehoben. Seitdem freuen wir uns über das lebendige Treiben in unseren Büros, mussten allerdings feststellen, dass wir einige Arbeitsweisen wieder dem Büroalltag anpassen mussten. Wir bieten unseren Mitarbeitenden eine hochmoderne Basis, damit wir ihren Ansprüchen an unser Unternehmen gerecht werden. Bisher gibt uns das gute Feedback uneingeschränkt recht.
Mit Sparhandy und Deinhandy hat sich mobilezone als marktführender Online Retailer in Deutschland etabliert und blickt auf eine sehr positive Entwicklung zurück. Welche Weiterentwicklungen sind bei diesen Plattformen geplant?
Das erste Halbjahr war für beide Portale enorm erfolgreich. Wir konnten die Absätze im Vergleich zum Vorjahr in jedem Monat erhöhen. Wir sind in der Endphase des Projektes, in dem wir unsere Portale auf eine neue einheitliche Technologie heben. In den kommenden zwölf Monaten werden wir alle Endkundenportale auf diese Technologie umstellen. Das wird uns die Türe öffnen, diese gleichzeitig und deutlich effizienter zu betreiben als die bisherigen Systeme.
Wir haben uns dazu entschlossen, den Ausbau der neuen Warensortimente und die Vermarktung von Handys ohne Vertragsbindung sowie Zubehör nicht mehr auf einem separaten Portal zu forcieren, sondern von der Markenbekanntheit der Portale Sparhandy und Deinhandy zu profitieren. Die Sortimente, die bislang auf Pricezilla geplant waren, werden auf Sparhandy und Deinhandy integriert. Dies wird uns bessere Möglichkeiten bieten, in dem engmargigen Geschäft ohne Vertragsbindung erfolgreich zu agieren.
Im letztjährigen Geschäftsbericht haben Sie erwähnt, dass Sie sich bei Pricezilla auf die technische Weiterentwicklung der Plattform fokussiert und so den Grundstein für den Transfer von Sparhandy und Deinhandy auf die neue Shop-Technologie im Laufe des Jahres 2022 gelegt haben. Was können Sie zum Stand der Umstellung sagen?
Mit Pricezilla haben wir die neue Technik in den letzten zwölf Monaten ausführlich testen und verbessern können. Nun migrieren wir unsere Hauptportale Sparhandy und Deinhandy auf diese neue Technologie. Die Kunden werden die Unterschiede schnell merken – die neue Technik ist sehr viel schneller und komfortabler in der Nutzung. Intern gibt es für uns weitere Vorteile: Mit der neuen Technologie können wir zudem schneller auf Marktgegebenheiten
reagieren. Wir fokussieren künftig auf diese beiden Endkundenportale und bieten das Pricezilla Sortiment auf beiden Seiten an. Pricezilla wird komplett mit Sparhandy und Deinhandy verschmolzen – die Marke Pricezilla verschwindet.
Ab wann dürfen wir mit wesentlichen Umsätzen in den Warenkörben mit Zubehör rechnen?
Die volle Flexibilität in der Vermarktung werden wir erst im kommenden Jahr erreichen, wenn alle Portale auf der neuen Technologie laufen. In der Übergangszeit haben wir für Sparhandy und Deinhandy ein vereinfachtes Sortiment implementiert, das zusammen mit einem Vertragshandy bestellt werden kann. Sicher werden wir damit nicht das volle Potenzial
abrufen können, aber zum Jahresende werden wir erste Umsätze berichten können.
Im Online-Vertragsgeschäft wollten Sie den Fokus vermehrt auf Mobilfunkverträge mit höheren Margen legen, zwecks Steigerung des Deckungsbeitrages insgesamt. Welche Bilanz ziehen Sie hier?
Im letzten Jahr haben wir die Deckungsbeiträge um rund 15 Prozent steigern können. Im laufenden Jahr werden wir die Deckungsbeiträge pro Vertrag weiter steigern. Der Haupttreiber für die erhöhte Profitabilität ist das Volumenwachstum bei den Vertragstransaktionen.
High, der hauseigene Mobile Virtual Network Operator, ist bereits im Geschäftsjahr 2021 konstant gewachsen. Welche Bilanz ziehen Sie für das 1. Halbjahr 2022?
Das Wachstum von High im ersten Halbjahr kann sich sehen lassen; es wird unseren Prognosen und Ansprüchen aber (noch) nicht gerecht. Derzeit sind wir im Gespräch mit den Mobilfunkanbietern, um unser Portfolio im kommenden Jahr noch erweitern zu können. In den ersten sechs Monaten ist unser Kundenbestand um 16 Prozent auf 80‘000 Kunden gestiegen. Mit einem Halbjahresumsatz von CHF 10.3 Mio. sind wir sogar um 21 Prozent gewachsen. In der Vermarktung legen wir den Fokus auf «SIM-Only»-Angebote, also Verträge ohne neues Mobiltelefon. In diesem Bereich sind wir bis anhin nicht besonders präsent gewesen, diese Lücke in der Vermarktung schliessen wir aber gerade. Wir sehen aber auch in
dieser Sparte ungenutzte Chancen – wir wollen unser Angebot hier entsprechend ausweiten.
Können Sie bezüglich High einen Ausblick auf das zweite Halbjahr 2022 geben?
Wir gehen derzeit davon aus, dass ein Wachstumstempo analog zum ersten Halbjahr 2022 möglich ist. Dies bedeutet, dass wir unseren Kundenbestand auf über 90‘000 Kunden bis Ende des Jahres erhöhen werden. Mit den Mobilfunkanbietern stehen wir im Dialog, damit wir unser Endkundenangebot noch vielfältiger gestalten können. Wir sind also berechtigterweise optimistisch, dass wir auch im kommenden Jahr das Wachstumstempo nicht nur halten, sondern nochmals steigern werden.
In der Geschäftsberichterstattung 2021 hat mobilezone für den B2B-Handel optimistisch in die Zukunft geblickt. Hat sich dieser Optimismus bestätigt?
Nachdem dieser Geschäftsbereich wegen der flächendeckenden Lockdowns im Jahr 2021 besonders gelitten hat, war es natürlich nicht schwer, die Zahlen des Vorjahres zu übertreffen. Inzwischen sind wir mit einem Absatzplus von gegen 20 Prozent auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Nachdem nicht alle Händler die Krise überstanden haben, stimmt uns das weiter optimistisch.
Sie hatten angekündigt, dass das Jahr 2022 im Zeichen der Weiterentwicklung der B2B-Partner und der Schaffung weiterer Leistungsangebote zur Bindung der Geschäftspartner steht. Was bedeutet dies konkret?
Für unsere Händler wollen wir der Partner Nummer 1 sein. Unsere Händler sollen alle Netze und ihren Hardware-Bezug über uns abwickeln können. Hierbei sind wir auf einem guten Weg – wenngleich die Entwicklungszyklen im Handel langsamer sind. Gleichwohl hoffen wir, auch im kommenden Jahr im B2B-Handel wachsen zu können.
Lassen Sie uns zum Abschluss über Geld reden: Wie legen Sie selbst Ihr Geld an und worauf vertrauen Sie dabei?
Ich versuche, mein Vermögen zu streuen. Ich habe unter anderem in Immobilien investiert. Mein Hauptfokus liegt aber auf Investitionen am Aktienmarkt. Meinen Anteil für den Verkauf von Sparhandy habe ich zur Hälfte in Aktien von mobilezone erhalten. Dabei musste ich eine zwei- beziehungsweise dreijährige Haltefrist einhalten. Die mobilezone Aktien haben sich als exzellentes Investment, unterstützt von einer attraktiven Dividende, herausgestellt und ich
beabsichtige, einen grossen Teil dauerhaft zu halten. Ich hafte also mit einem wesentlichen Teil meines Vermögens für den Erfolg von mobilezone.
Meine eigene Anlagestrategie basiert auf den drei Pfeilern Verbindlichkeit, Seriosität und plausible Handlungsweisen. Ich habe Sparhandy als 20-Jähriger aufgebaut und mich immer an diesen Massstäben orientiert. Der Erfolg hat mir recht gegeben und deshalb gilt diese Prämisse auch für Anlageprodukte beziehungsweise den Wettbewerb. Bislang bin ich mit dieser Denkweise gut gefahren und ich bin auch überzeugt, dass diese Strategie zukunftsfähig ist. Der Zukunft der mobilezone Gruppe sehe ich entsprechend sehr optimistisch entgegen.