«Dass wir nun das Geschäftsjahr 2021 sogar mit einem EBIT von knapp CHF 73 Mio. abschliessen konnten, macht uns zufrieden und stolz.»
Markus Bernhard, CEO
Markus Bernhard, wie beurteilen Sie das Jahresergebnis 2022?
Die mobilezone Gruppe ist weiterhin auf Erfolgskurs und blickt auf ein sehr erfreuliches Geschäftsjahr 2022 zurück. Marktanteilssteigerungen sowohl in Deutschland als auch der Schweiz bei gleichzeitig hoher Profitabilität trugen zu einem organischen, währungsbereinigten Wachstum von 7,5 Prozent bei. Der Gruppenumsatz konnte auf CHF 1.0 Mrd. gesteigert werden. Das Betriebsergebnis EBIT konnten wir auf CHF 70.6 Mio. und den Konzerngewinn auf CHF 54.5 Mio. steigern. Diese Ergebnisse konnten trotz negativem Währungseinfluss von CHF 2.7 Mio. auf Stufe EBIT und CHF 1.6 Mio. für den Konzerngewinn erreicht werden. Wir haben nicht nur gute finanzielle Ergebnisse erzielt, sondern auch beim Thema Nachhaltigkeit weitere Fortschritte gemacht. Aufgrund der sehr guten Geschäftsergebnisse schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung im April eine Dividende von CHF 0.90 vor, was einer Erhöhung von 6 Rappen gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Wie erlebten Sie das Jahr 2022?
mobilezone hat sich sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz positiv weiterentwickelt und gilt als gesundes, modernes und zukunftsgerichtetes Unternehmen.
Das 1. Halbjahr 2022 haben wir mit einem weiteren Rekordresultat abgeschlossen – dies sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz. Dies war insofern erfreulich, weil das 2. Halbjahr mit Black Friday, Cyberweeks, dem Weihnachtsfest und dem traditionell erfolgenden Apple Launch als einträglicher gilt. Auch das 2. Halbjahr 2022 ist gut verlaufen. Nachdem wir im Zubehörgeschäft in der Schweiz Mitte Jahr noch mit 9,5 Prozent hinter dem Vorjahr lagen, konnten wir dank einem sehr starken 2. Halbjahr schlussendlich mit einem Umsatz von CHF 24.9 Mio. oder 4,2 Prozent über dem Vorjahr abschliessen. Das Jahr 2022 war wie schon das Vorjahr ein sehr anspruchsvolles Jahr für unsere Mitarbeitenden in der Schweiz und in Deutschland. In Deutschland waren die Mitarbeitenden intensiv mit der Entwicklung der neuen E-Commerce-Plattform beschäftigt. Gruppenweit waren unsere Mitarbeitenden insbesondere im Bereich der Verfügbarkeitskommunikation mit unseren Kunden gefordert. Dies aufgrund der beschränkten Verfügbarkeit diverser Smartphone-Modelle.
Spüren Sie noch Auswirkungen der Corona-Pandemie?
In den letzten drei Jahren während der Corona-Pandemie haben wir bewiesen, dass wir über ein resilientes Geschäftsmodell verfügen.
Chinas Zero-Covid-Strategie hatte Auswirkungen auf die Produktion der neusten Generation von Apple Geräten, insbesondere auf die iPhone 14 Pro- und Pro Max-Modelle, was wiederum Auswirkungen auf unsere Verfügbarkeiten hatte. Dank einer guten Verfügbarkeitskommunikation konnten wir hier viel abfedern. Auch die hohe Inflation in Deutschland spüren unsere Kunden: Die Menschen behalten ihre Handys länger und steigen teilweise auf günstigere Modelle um. In der Schweiz sehen wir keine negativen Auswirkungen der relativ tiefen Inflation – im Gegenteil; die Frequenzen in unseren Shops haben zugenommen.
Die Frage nach dem Unternehmenszweck ist ein aktuelles Trendthema in der Wirtschaft. Wie würden Sie den «Purpose» von mobilezone in einem «Elevator Pitch» beschreiben?
Unser Unternehmenszweck ist seit der Gründung der Gesellschaft vor bald 25 Jahren unverändert: Wir wollen den Kunden die besten Angebote im Telekommunikationsmarkt in der Schweiz und Deutschland machen. Dies ist, kombiniert mit der Motivation und den Kompetenzen unserer Mitarbeitenden, die Basis für einen langfristigen ökonomischen Erfolg. Umwelt und Soziales sind neben der Kostenführerschaft und Effizienz weitere Grundpfeiler unseres Denkens.
Die mobilezone Aktie ist bei Anlegern sehr beliebt, der Wert der Aktie ist im vergangenen Jahr um 12,7 Prozent gestiegen. Weshalb wird die Aktie so stark nachgefragt?
Seit Sommer 2021 ist die Aktie von mobilezone um mehr als 50 Prozent gestiegen. Damit haben die Investoren unsere operativenLeistungen sowie die Bestätigung des resilienten Geschäftsmodelles honoriert. Telekommunikationsprodukte und -dienstleistungen braucht man immer, nicht umsonst gehören sie zur Grundversorgung. Wir haben in den letzten 10 bis 15 Jahren bewiesen, dass wir ein stabiler Dividendentitel sind, waren wir doch in Bezug auf Dividendenattraktivität einer der Top-Werte in der Schweiz mit einer jährlichen Dividendenrendite zwischen 5 und 7 Prozent. Die Aktie ist zudem sehr beständig, was sich unter anderem wie folgt erklären lässt: Wir haben uns im Januar 2021 in Deutschland von unserem sehr volatilen Grosshandelsgeschäft getrennt. Die Schwankungen der Margen und die Nachvollziehbarkeit waren für unsere Investoren nicht einfach zu verstehen. Wir sind heute noch stabiler unterwegs. Das Vertrauen in unsere Aktie wurde auch gestärkt, da heute mehr Analysten diese abdecken. Dies ist sicher auch unserer aktiven Kommunikation mit den Analysten und Finanzjournalisten geschuldet.Im Herbst haben wir im Rahmen unseres Aktienrückkaufprogramms 2022–2025 weitere 770’865 Aktien zurückgekauft. Diese Aktien werden der kommenden Generalversammlung zur Vernichtung durch Kapitalherabsetzung vorgeschlagen, sodass sich die Zahl der ausstehenden Aktien von heute 44 Mio. um 1,8 Prozent verkleinern wird.
Welche Massnahmen planen Sie, um die Attraktivität der Aktie weiter zu steigern?
Wir wollen weiterhin mit starken finanziellen Ergebnissen und einer guten Marktleistung überzeugen. Grundlage dafür ist unser aktives Kostenmanagement als strategischer Pfeiler, verbunden mit Wachstum und Steigerung unserer Margen für alle finanziellen KPIs. Auch Akquisitionen können unsere Position verstärken. Eine nachhaltige Steigerung der Dividende verbunden mit Aktienrückkäufen ist unser Ziel für die kommenden Jahre. Wir beantragen der Generalversammlung im April eine Dividende von 90 Rappen, was einer Zunahme von 7 Prozent entspricht.
Sie streben in den nächsten Jahren eine weitere stetige Steigerung der EBIT-Marge an. Mit welchen Massnahmen wollen Sie dies angesichts des intensiven Wettbewerbs erreichen?
Der Wettbewerb ist tatsächlich sehr intensiv. Wir sind nicht in einem Wachstumsmarkt, sondern eher in einem gesättigten Verdrängungsmarkt tätig. Umso wichtiger ist ein sehr konsequentes Kostenmanagement. Wir möchten insbesondere im Service-Geschäft wachsen. In Deutschland und der Schweiz sind wir als Mobile Virtual Network Operator (MVNO) mit HIGH und TalkTalk sehr gut unterwegs. Mit dem Zukauf des Schweizer Unternehmens Digital Republic Anfang des Jahres 2023 konnten wir unsere Position im MVNO-Geschäft in der Schweiz weiter stärken.
Wie hat sich TalkTalk entwickelt?
TalkTalk hat sich in einem sehr intensiven Wettbewerb ausgezeichnet geschlagen. Ende Januar 2023 haben wir 70’000 Postpaid-AboKunden in der Schweiz erreicht. Seit Ende des Jahres 2020 haben wir die Kundenbasis mehr als verdoppelt. Uns gelingt es, jeden Monat ein paar tausend Neukunden zu gewinnen. Wir haben ein langjähriges, sehr motiviertes Team bei TalkTalk, das sich täglich mit viel Herzblut für ihr Produkt einsetzt.
Auch in Zeiten, in denen Online-Geschäfte boomen, setzt mobilezone weiterhin auf ihr dichtes Shop-Netz in der ganzen Schweiz. So haben Sie unter anderem alle Ihre Shops bis Ende Jahr 2022 umgebaut. Welche Massnahmen sind geplant, um den Einkauf in den Shops noch attraktiver zu gestalten?
Im Schweizer Retail-Geschäft sind wir im Jahr 2022 stärker gewachsen als budgetiert. Wir konnten insgesamt 437’000 Mobilfunk- und Festnetzverträge abschliessen. Dies entspricht einer Steigerung von 39’000 Verträgen oder 9,8 Prozent. Ich bin sehr stolz auf die Verkaufs-Performance, die wir im Schweizer Retail seit Jahren hinlegen. Dies ist nicht selbstverständlich und nur dank einer sehr guten Verkaufs-Crew möglich. Das ShopNetz wird laufend weiter optimiert und, wo sinnvoll mit weiteren Standorten ergänzt. Wir erwarten, dass die Anzahl unserer Shops in den nächsten Jahren stabil bleiben wird.
Ebenfalls im Fokus steht bei Ihnen die Steigerung des Zubehörverkaufs. Wie möchten Sie dies erreichen?
Wir planen sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz im Zubehörbereich im zweistelligen Bereich weiterzuwachsen. In Deutschland ist der Zubehörumsatz im Jahr 2022 mit CHF 3 Mio. noch sehr bescheiden. Mit der Lancierung der neuen Shop-Technologie für die beiden Online-Plattformen Sparhandy und Deinhandy im 1. Halbjahr 2023 sind wir bereit, auch in Deutschland sehr schnell Marktanteile zu gewinnen. In der Schweiz arbeiten wir daran, insbesondere unser Produktangebot viel breiter aufzustellen: Tablets und Watches werden an Bedeutung gewinnen und das Zubehörsortiment für Etuis und Covers wird entsprechend den aktuellen Trends und Bedürfnissen noch vielseitiger werden.
Die Nachhaltigkeit ist Teil der Unternehmensstrategie. Wo stehen Sie hier?
Wir haben bereits früher Themen bearbeitet, die man zur Nachhaltigkeit zählen kann, jedoch haben wir dazu keine KPIs und keine Ziele definiert oder Messungen durchgeführt. Kurz, wir waren im Bereich Nachhaltigkeit nicht strategisch unterwegs. Seit Sommer 2020 ist dies anders. Wir haben damals unsere Nachhaltigkeitsstrategie erstellt und Fokusthemen definiert. Seither ist viel passiert in diesem Bereich. In allen Business Units in Deutschland und der Schweiz sind Mitarbeitende und Kader dabei, Nachhaltigkeitsthemen zu bearbeiten und Massnahmen umzusetzen. Wir von der Konzern- und Geschäftsleitung haben uns zum Thema Nachhaltigkeit bekannt und dieses fix in unsere Unternehmensstrategie aufgenommen. Wir haben ein Sustainability Committee neu ins Leben gerufen, welches im Verwaltungsrat strategisch verankert und von einem Nachhaltigkeitsgremium sowie direkt aus dem Business unterstützt wird. Zudem wird auch ein Teil der Vergütung der Geschäftsleitungsmitglieder von der Mitarbeiter- und der Kundenzufriedenheit abhängig gemacht. Im September 2022 wurde die mobilezone Gruppe als eines von rund 140 Unternehmen in die Nachhaltigkeitsindizes der Schweizer Börse SPI ESG und SPI ESG Weighted aufgenommen. Die per Anfang Februar 2022 eingeführten Indizes ermöglichen mehr Transparenz für Anleger, welche in Aktien von Schweizer Unternehmen investieren möchten, die über ein standardisiertes und fundiertes Nachhaltigkeitsprofil verfügen.
Und wie sehen konkrete Nachhaltigkeitsmassnahmen aus?
Im Dezember haben wir das zweite Mal unsere Mitarbeiterbefragung durchgeführt. 90 Prozent der Mitarbeitenden sind zufrieden und würden mobilezone als Arbeitgeber weiterempfehlen. Unsere Kunden befragen wir nach den meisten Transaktionen zu ihrer Zufriedenheit. Sowohl bei der Mitarbeiterzufriedenheit als auch der Kundenzufriedenheit konnten wir zulegen. Wir sind dabei, unsere Daten für die gruppenweite Erhebung einer CO₂-Bilanz zu erheben. Weiterhin läuft ein Projekt in der Schweiz zur weiteren Reduktion von Plastik in Versandverpackungen. In Deutschland läuft ein Projekt für das erste grüne Mobilabo der mobilezone Gruppe mit HIGH green. Und wir verkaufen seit über zwei Jahren unter der Marke jusit erfolgreich gebrauchte und wiederaufbereitete Smartphones. Details können unserem Nachhaltigkeitsbericht ab Seite 33 entnommen werden.
Wie hat sich das Geschäft mit jusit entwickelt?
Der Verkauf von gebrauchten Handys ist ein wichtiger Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Wir sind überzeugt, dass es richtig ist, wertvolle Ressourcen zu schonen und die qualitativ hochwertigen Smartphones der neusten Generation so lange wie möglich zu verwenden. Ich bin beeindruckt, wie gross die Nachfrage danach ist. Die Herausforderung besteht darin, in der Schweiz genügend Smartphones zurückkaufen zu können, so dass wir für jusit genügend Geräte verfügbar haben. Ein Grossteil unserer Mitbewerber kauft ihre Geräte hingegen im Ausland ein. Das RefurbishingGeschäft ist ein gutes und sinnvolles Geschäft, das unser Kerngeschäftoptimal ergänzt, aber es muss stets auch kommerziell Sinn machen.
Wachstum und die Gewinnung von Marktanteilen steht im Zentrum Ihrer Strategie. Wo möchten Sie weiterwachsen?
Wir machen Geschäfte in Deutschland und in der Schweiz. Dies sind Kulturen, die wir verstehen. Wir sind der Meinung, dass in den beiden Ländern genügend Raum für weiteres Wachstum besteht. In den vergangenen Jahren konnten wir organisch und mit Zukäufen von Unternehmen wachsen. Dies soll weiterhin so bleiben, mit dem klaren Fokus, die Margen in jedem Geschäftsbereich zu steigern. Unter anderem ist es unser Ziel, die wiederkehrenden Einkünfte (MVNOs, Airtime, Fleet Management, etc.) von heute gut CHF 108 Mio. weiterzuentwickeln.
Das weiterhin wichtigste Geschäft von mobilezone ist der Verkauf von Mobilfunk- und Festnetzverträgen (Internet und TV). Wie hat sich der Absatz entwickelt?
In unserem Kerngeschäft Mobilfunk- und Festnetzverträge (Internet und TV) konnten wir Rekordabsatzzahlen in der Schweiz und in Deutschland erreichen. In der Schweiz haben wir insgesamt 437’000 (Vorjahr: 398’000) Verträge abgeschlossen. In Deutschland konnten wir die Anzahl der abgeschlossenen Verträge um 7,1 Prozent auf 1’091’000 steigern.
Welche Schwerpunkte legen Sie mit Blick auf die mobilezone Gruppe, aber auch mit Blick auf das Schweizer Geschäft im Jahr 2023?
Unsere Marktposition ist mit der Steigerung der Absatzzahlen im Jahr 2022 in der Schweiz und in Deutschland gestärkt. Wir wollen diese Ausgangslage nutzen und weiterwachsen. In unserem Kerngeschäft Mobilfunk- und Festnetzverträge erwarten wir weiterhin einen intensiven Wettbewerb, sind aber zuversichtlich, dass wir im mittleren einstelligen Bereich weiterwachsen können. Im Zubehörgeschäft haben wir für Deutschland und die Schweiz ambitionierte Ziele. Der Fokus im E-Commerce in der Schweiz liegt auf TalkTalk, jusit und der neu akquirierten Digital Republic.
Vor ein paar Wochen haben Sie Ihren Rücktritt als CEO der mobilezone Gruppe per Mitte 2024 kommuniziert sowie die Absicht, mobilezone dann als operativer Delegierter des Verwaltungsrats weiter zu unterstützen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Ich werde im nächsten Jahr 60 Jahre alt und werde dann den Posten des CEOs 10 Jahre ausgeübt beziehungsweise 17 Jahre im Unternehmen operativ tätig gewesen sein. Wir haben sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz ein etabliertes, breit aufgestelltes Management-Team unter der Führung von Wilke Stroman, Roger Wassmer und Andreas Fecker. Ich bin heute und auch nach dem Wechsel zum operativen Delegierten des Verwaltungsrats immer noch sehr motiviert und engagiert, um mit mobilezone das Maximum zu erreichen. Meine Hauptaufgaben werden die strategische Weiterentwicklung von mobilezone, M&A-Aktivitäten, Investor Relations sowie die Business Reviews der operativen Performance mit dem Management in Deutschland und der Schweiz sein.