Vor dem Hintergrund zahlreicher globaler Herausforderungen konnten wir erfreulicherweise ein Gruppen-EBIT von CHF 34.7 Mio. erzielen und das Vorjahresergebnis um 7,8 Prozent übertreffen, was einem Rekordergebnis entspricht.»
Andreas Fecker, CFO
Wie beurteilen Sie das Halbjahresergebnis 2022?
Mit einem Konzerngewinn von CHF 26.0 Mio. und damit einer Steigerung um CHF 2.1 Mio. gegenüber dem bereinigten Vorjahresergebnis (plus 8,8 Prozent) kann mobilezone ein sehr erfreuliches Resultat ausweisen. Wir konnten die Rentabilität auf Stufe Bruttogewinn auf 19,9 Prozent (Vorjahr: 19,0 Prozent) und auf Stufe EBIT auf 6,9 Prozent (Vorjahr: 6,6 Prozent) steigern.
Mit welchen Herausforderungen waren Sie im 1. Halbjahr 2022 konfrontiert?
Wir hatten im 1. Halbjahr 2021 mit CHF 32.2 Mio. das beste operative EBIT-Ergebnis der Unternehmensgeschichte erreicht. Das heisst, die Messlatte lag bereits hoch. Weiter kamen Herausforderungen aus Pandemie-Nachwirkungen in der Industrie beziehungsweise bei unseren Herstellern auf uns zu sowie die unsichere geopolitische Lage, vor allem in Europa, mit Auswirkungen auf uns alle. Die hohe Inflation, vor allem in Deutschland, sowie die geopolitische Instabilität spüren die Menschen, dies führt zu Verunsicherung. Mit verschiedenen Massnahmen konnten wir im 1. Halbjahr 2022 diese Themen abfedern. Hier hilft uns sicherlich der Umstand, dass die Kommunikation und damit die «Hilfsmittel» Smartphones und Mobilabos einen wichtigen Bestandteil im Alltag darstellen. In diesem Umfeld konnten wir mit einem sehr erfreulichen EBIT-Ergebnis von CHF 34.7 Mio. das Vorjahr um 7,8 Prozent übertreffen, was einem Rekordergebnis entspricht; dies trotz eines negativen Währungs-effekts von CHF 1.2 Mio.
Im Geschäftsbericht 2021 hat sich CEO Markus Bernhard zuversichtlich geäussert, dass Sie die erhöhte EBIT-Guidance von CHF 70 bis 80 Mio. erreichen. Mit einem EBIT von CHF 34.7 Mio. sind Sie auf gutem Weg. Wohin geht die Reise im 2. Halbjahr 2022?
Wir haben im 1. Halbjahr 2022 mit einem EBIT von CHF 34.7 Mio. plus CHF 2.5 Mio. gegenüber dem Vorjahr den ersten Schritt gemacht. Dies trotz des negativen Währungseffekts von CHF 1.2 Mio. Im Vorjahr hatten wir mit einem starken 2. Halbjahr ein EBIT von CHF 72.7 Mio. erreicht. Das zweite Halbjahr fällt aufgrund diverser Highlights wie Neulancierungen von Produkten, verschiedener Angebotswochen und des Weihnachtsgeschäfts jeweils stärker aus als das 1. Halbjahr. Wenn wir unsere Geschäftsaktivitäten unter normalen Umständen fortführen können, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir die prognostizierte EBIT-Guidance erreichen werden.
mobilezone strebt in den nächsten Jahren eine weitere stetige Steigerung der EBIT-Marge an. Mit welchen Massnahmen wollen Sie dies erreichen?
Wir haben im 1. Halbjahr 2022 eine EBIT-Marge von 6,9 Prozent (Vorjahr: 6,6 Prozent) erreicht. In der Schweiz beträgt die EBIT-Marge 10,5 Prozent, in Deutschland 5,7 Prozent. Die EBIT-Marge im 2. Halbjahr war in der Vergangenheit jeweils klar besser. Um sie zu erhöhen, arbeiten wir an zwei wesentlichen Massnahmen. Auf der einen Seite wollen wir unser Geschäft vor allem in margenträchtigen Bereichen, wie Dienstleistungen, Mobile Virtual Network Operator (MVNO) TalkTalk und High, sowie im Zubehörgeschäft weiter ausbauen. Auf der anderen Seite arbeiten wir daran, unsere Betriebskosten möglichst tief zu halten. Dies hindert uns nicht daran, in wichtige systemrelevante Bereiche wie IT-Infrastruktur, Cyber Security und Logistik zu investieren, um unsere Prozesse im Hintergrund zu sichern und zu optimieren. Die Investitionen in Touchpoints mit unseren Kunden, seien es die physischen Shops oder die Online-Plattformen, sichern uns die Margen der Zukunft. Trotzdem müssen wir unsere Betriebskosten immer wieder von Neuem überprüfen und hinterfragen, damit sich unser Wachstum auch auf unser EBIT positiv auswirkt.
Im Februar 2022 haben Sie ein Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen. Aufgrund der tiefen Nettoverschuldung/ EBITDA von 0.92 Ende 2021 gehen Analysten davon aus, dass mobilezone weitere Aktienrückkäufe tätigen oder eine erhöhte Dividende ausschütten wird. Können Sie dazu etwas sagen?
mobilezone weist eine gesunde Bilanz und stabile operative Cashflows aus. Dies ermöglicht es uns, neben einer attraktiven Dividende mit weiteren Massnahmen unseren Aktionären Geld zurückzugeben. Am 21. Juni 2022 haben wir darüber informiert, dass wir ein weiteres Aktienrückkaufprogramm über die Periode 2022 bis 2025 im Umfang von maximal CHF 45 Mio. durchführen. Dieses beginnt nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen 2022. Das Aktienrückkaufprogramm wird eine weitere Verdichtung des Gewinns pro Aktie zur Folge haben.
Inwieweit ist mobilezone durch die hohen Inflationszahlen und durch die Zinsentwicklung in Europa betroffen und wie macht sich dies bemerkbar?
Bis Mitte 2022 waren wir sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz nur in einzelnen Bereichen betroffen, wie beispielsweise den höheren Benzin- und Energiepreisen. Seitens der Hersteller im Warenbereich haben wir bis anhin keine Anzeichen wahrgenommen, dass sich die Preise stark verändern werden.
Im Bereich der Personal- und Betriebskosten werden in den nächsten zwölf Monaten einige Themen auf uns zukommen. Um solche Zusatzkosten abzufedern, arbeiten wir bereits an verschiedenen Kosteneinsparungs- und Effizienzsteigerungsprojekten. Auf Seite der Zinsen und Finanzierungen konnten wir aufgrund unserer guten Bilanzstruktur und unseres tiefen Verschuldungsgrads bereits bessere Konditionen verhandeln, welche möglichen künftigen Zinserhöhungen bei variablen Finanzierungen entgegenwirken.
In der Geschäftsberichterstattung 2021 gingen Sie von Zunahmen im Bereich der Investitionen um CHF 1 Mio. auf CHF 15 Mio. aus. Dies vor allem im Zusammenhang mit Ihrer digitalen und analogen Infrastruktur in Deutschland und in der Schweiz sowie im Bereich der Kundenakquise. Können Sie dies präzisieren?
Wir gehen für das Jahr 2022 weiterhin von einem Gesamtvolumen von CHF 15 Mio. aus. 60 Prozent (CHF 9 Mio.) der Investitionen sind bereits im 1. Halbjahr angefallen. Wir investieren laufend in verschiedene Bereiche des Unternehmens, um uns für die Zukunft gut aufzustellen und unsere Cashflows zu sichern und auszubauen. Im Bereich des Schweizer Retail-Geschäfts werden wir in diesem Jahr die Umbauten in unseren Shops abschliessen. Damit erscheinen alle unsere Shops im neuen attraktiven Shop Layout und ermöglichen ein noch besseres Einkaufserlebnis für unsere Kunden. Im 1. Halbjahr 2022 haben wir in die Shops CHF 1.8 Mio. (Vorjahr: CHF 1.6 Mio.) investiert. Im digitalen Bereich investieren wir vor allem in Deutschland in die Technologie unserer Online-Portale, um uns effizienter aufzustellen und durch mehr Möglichkeiten beim Einkaufsprozess unseren Kunden ein attraktiveres Einkaufserlebnis bieten zu können. Die entsprechenden Investitionen im 1. Halbjahr 2022 betrugen CHF 1.6 Mio. (Vorjahr: CHF 1.7 Mio.). Dieses Projekt werden wir im 1. Halbjahr 2023 abschliessen. Im Bereich unserer MVNO TalkTalk (Schweiz) und High (Deutschland) investieren wir in die Neukundenakquise, um unseren Kundenbestand und wiederkehrende Einnahmen zu steigern. Im 1. Halbjahr 2022 haben wir CHF 2.3 Mio. (Vorjahr: CHF 2.0 Mio.) investiert. Im MVNO-Bereich erwarten wir im 2. Halbjahr 2022 Investitionen von gegen CHF 3 Mio. In die Lagerlogistik und in den neuen Standort mobilezone reload, unseren Repair- and Refurbishing-Geschäftsbereich (vormals mobiletouch) in der Schweiz haben wir einmalig CHF 2 Mio. investiert.
Werfen wir einen Blick auf das Schweizer Geschäft: Das Retail- sowie das B2B-Geschäft erzielten im Geschäftsjahr 2021 auf Stufe EBIT das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Wie sind hier die Aussichten für das 2. Halbjahr 2022?
Wir hatten 2021 ein sehr gutes 2. Halbjahr und werden auch dieses Jahr alles daransetzen, die zweite Jahreshälfte erfolgreich abzuschliessen. Im Retail sind wir auf Stufe EBIT knapp CHF 1 Mio. über Vorjahr. Unser B2B-Bereich ist auf Stufe Bruttogewinn auf Vorjahresniveau unterwegs und wir erwarten keine markanten Veränderungen im 2. Halbjahr 2022.
Wachstum erwartet mobilezone vor allem im Online- und im MVNO-Geschäft. Haben sich diese Erwartungen im 1. Halbjahr 2022 erfüllt?
Im Online-Geschäft in Deutschland sind wir im Vertragsgeschäft von 279’000 auf 315’000 vermittelte Verträge beziehungsweise um 13 Prozent gewachsen. Hier sehen wir grosses Potenzial, welches wir in Zukunft mit der neuen Technologie unserer Endkundenportale Sparhandy und Deinhandy gerade im Bereich Zubehör erzielen können. Wir investieren in die Kundenakquise bei TalkTalk und bei High. Der Markt um diese Kunden ist hart umkämpft. Wir haben im 1. Halbjahr 2022 in der Schweiz 13'000 (Vorjahr: 8'000) und in Deutschland 19'000 (Vorjahr: 13’000) Postpaid-Kunden brutto dazugewonnen. Der Umsatz von TalkTalk in der Schweiz ist von CHF 8.5 Mio. auf CHF 9.9 Mio. gestiegen. In Deutschland ist der Umsatz mit High von CHF 8.5 Mio. auf CHF 10.3 Mio. gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung von 16 beziehungsweise 21 Prozent. In beiden Ländern sehen wir zusätzliches Potenzial, welches wir erschliessen werden.
Im Kerngeschäft von mobilezone, dem Verkauf von Mobilfunk- und Festnetzverträgen (Internet und TV), ist der Wettbewerb intensiv. Wie schafft es mobilezone, sich diesem zu stellen und zu bestehen?
Mit 203’000 verkauften Verträgen (Vorjahr: 182’000 Verträge) konnten wir den Absatz in der Schweiz um beachtliche 11,5 Prozent steigern. Unsere Kernkompetenz ist die Beratung der Kunden in unseren Shops, getrieben von guten Angeboten der Mobilfunkanbieter und Hersteller. Durch das vielfältige Angebot aller wichtigen Mobilfunkanbieter in der Schweiz und Deutschland profitiert der Kunde von einer breiten Auswahl an Mobilabos. Diese Kombination findet der Kunde einzig in unseren mobilezone Shops und auf unseren Online-Portalen.
In Deutschland sind wir mit 537'000 Verträgen (Vorjahr: 465'000) 15 Prozent über Vorjahr. Wir sind online wie offline gewachsen. Während das Wachstum online mit 13 Prozent direkt durch uns gesteuert wird, ist das Wachstum von 19 Prozent auf 222'000 Verträge im Offline-Bereich (indirekter stationärer Handel) auch teilweise auf die Covid-19-Situation im Vorjahr zurückzuführen, wo der Lockdown in Deutschland länger andauerte als in der Schweiz.